Sonntag, 9. Dezember 2012

Fotografieren verboten

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...oder Sie dürfen hier nicht fotografieren. Diese Worte an mich ausgesprochen, stellen mich gefühlsmäßig immer wieder auf eine Stufe mit Schwerverbrechern.

Aber dabei tun sie doch nichts Schlimmes diese Fotografen. Sie halten Erinnerungen fest. Auf keiner Feier dürfen sie fehlen, sie gelten als Archivare der Gegenwart, sie halten den gegenwärtigen Zustand für die Nachwelt fest. Keine Zeitung oder Zeitschrift kommt ohne Bilder aus. Unser ganzes Leben wird durch Fotos bestimmt. Und doch hört man tagtäglich beim Ausüben seines Hobbys diese so verächtlich gesprochenen Worte: „Sie dürfen hier nicht fotografieren“. Ich habe oft das Gefühl auf einer Ebene mit übelsten Gaunern auf einer Ebene betrachtet zu werden.
So wurde ich jüngst von zwei Wachmännern der U-Bahnwache in dem neu errichteten Bahnhof Überseequartier der U4 angesprochen. Um es vorweg zu nehmen, ja ich war im Unrecht. Sagt doch die Hochbahn klipp und klar, dass das Fotografieren in Bahnhöfen verboten ist. Es ist wohl auch recht unkompliziert eine Genehmigung für „Foto- und Filmaufnahmen“ zu bekommen, aber hey, 2 Wochen Schnupperbetrieb mit kostenloser U-Bahn Mitfahrt, Promotionteams und vielen Wachleuten und Hochbahnbediensteten, die mir schon öfter an dieser Stelle zugeschaut haben ohne etwas verbieten zu wollen, hatten mir das gefühlte Recht gegeben es halt ein weiteres Mal zu versuchen.
So hatte ich es auch noch recht locker genommen, als zwei dieser Wachleute drohend auf mich zukamen und mich aufforderten unverzüglich meinen Fotoapparat einzupacken.
Na ja ich habe es sportlich genommen und in Ruhe meine Sache zusammen gepackt. Die Mädels neben mir, die Bilder mit Ihrem Smartphone machten, fanden das lustig und hielten die Linse gleich auf die Ansammlung von mir und 2 Wachleuten, in der Hoffnung, dass gleich etwas aufregendes passieren müsse.
So im Weggehen überlegte ich mir, warum es immer wieder zu Schlagzeilen kommt, dass Menschen in der Bahn oder auf Bahnhöfen ausgeraubt werden oder gar zum Teil schwer zusammengeschlagen werden, wenn es doch so hoch motivierte Wachleute gibt, aber wahrscheinlich sind die dann immer mit irgendwelchen Fotografen beschäftigt um diese an Straftaten zu hindern.

Nicht weniger nachdenklich machte mich eine Fotoexkursion mit einem Fotofreund durch die Schanze. Sein fotografischen Ziel waren die auf der Straße zum Kauf angebotenen Heidekräuter eines Floristik Fachgeschäftes. Keine Minute dauerte, als eine junge Dame in der Ladentür erschien und die wohl bekannten Worte aussprach „Sie dürfen hier nicht fotografieren“.
Jede Diskussion von mir brachte nichts, ich sprach mit einer Mauer mit gefestigter Meinung wahrscheinlich durch die Chefin vorgeschoben, denn begründen konnte sie dieses Verbot nicht wirklich nachvollziehbar.

Diese Beispiele ließen sich fast endlos fortsetzen, und je aufwändiger die Ausrüstung aus Kamera, Objektiv und Stativ, desto größer die Gefahr angesprochen zu werden.

Nun gibt es in fast jedem Haushalt mindestens einen Fotoapparat, und in jedem 2. Haushalt ein Telefon mit eingebauter Fotografierfunktion. Man sollte meinen, die Fotografie ist längst ein Teil unserer Gesellschaft geworden. Aber je anspruchsvoller der Fotograf auftritt (und dessen Ergebnisse allenthalben gewürdigt werden) desto wahrscheinlicher ist es mit Verbrechern und Aussätzigen auf eine Stufe gestellt zu werden.

Ja, ja das schwere Los der Fotografen, aber eigentlich tun sie niemanden etwas Böses, diese Hobbyfotografen, die tolle Bilder für ihre Webseite oder eine der zahlreichen Fotocommunities machen. Eigentlich sollte man sie mögen. Leben doch auch ganze Wirtschaftszweige von diesen lustigen Käuzen, die oft ihr letztes Geld für ihr Fotohobby ausgeben.
Wann kapieren es die Unwissenden, dass die mit der großen Ausrüstung die Guten sind. Die Spanner, Spione, Verbrecher und andere, die Böses im Schilde führen, bauen keine Mittelformatkamera auf ein Stativ um an einem Motiv eine halbe Stunde rumzudoktern. Diese Spezies werden überhaupt nicht bemerkt, sie verrichten ihre Machenschaften im Stillen und ganz unauffällig. Und an denen würden sicherlich auch meine beiden neuen Bekannten vom Wachschutz kapitulieren, zu gewitzt sind die, die Böses im Schilde führen. Und wenn ein Paparazzo tätig wird, bekommt es eh keiner mit.

Übrigens auf die Frage, warum denn das Fotografieren verboten sei und ich es hier nicht dürfe, erhalte ich regelmäßig die Antwort. „Weil es verboten ist...“.
 

Donnerstag, 21. Juni 2012

Um mich rum nur kriminelle Voyeure


Der Inhalt der Angler Revue interessiert mich kein bisschen. Deswegen kaufe ich dieses Magazin nicht, bin aber dem Verlag nicht böse und habe Verständnis für alle Angler die diese Zeitschrift geradezu verehren.
So ähnlich sollte es Lesern von meinem Blog „Wolli’s Gedankenspiele“ gehen. Es wird keiner zum Lesen genötigt, aber ich freue mich über jeden, der diesen Geschichten folgt.

Um das folgen von Geschichten geht es mir heute.
Neulich musste ich zu einem Termin mit der U-Bahn in die Innenstadt fahren. Zur besten Berufsverkehrszeit war der Wagen um mich herum gut gefüllt. Da ich nicht oft Bahn fahre, schaue ich mir gerne Menschen an. Die junge Auszubildende liest in Ihrem Buch, der Handwerker liest in seiner Morgenpost und der Banker schaut in den Wirtschaftsteil der Welt – alle erfüllen die allgemeinhin bekannten Klischees.
„Zurückbleiben bitte“ – und Aufregung an der Tür reißen mich aus meinen Beobachtungen. 22 Jahre, weiblich, Umhängetasche über der Schulter, gut gefüllte Shopper Bag in der einen und Kaffee zum Mitnehmen in der anderen Hand. „Hoch zum Glück gerade noch geschafft“ wurde in den Wagen reingemurmelt und schon machte sie einen Satz durch den gerade anfahrenden Zug. Erst mal die diversen Taschen unter ständigem hin und herwechseln des Kaffeebechers und festhalten an der Haltestange gerichtet. Aufgeregtes umschauen im Wagen, Stressfalten , aber kein Platz frei, das genervte Gesicht spricht Bände. Das Klischee wurde hier wieder mal voll erfüllt – dachte ich so und wollte wieder meinen Gedanken nachhängen, als plötzlich Karell Gott durch den Zug schalte und sein Maja Lied zum Besten gab. Bei meiner neuen, so gestressten, Mitreisenden klingelte, oder besser musikte, das Mobiltelefon. Die Augen sprachen Bände. Alle Hände beschäftigt mit Tasche tragen, Becher halten und Haltestange umklammern aber es klappte doch – „ja Marlies“ keuchte sie in ihr Telefon.
„Schön, dass du anrufst. Du ich muss dir unbedingt erzählen, es ist echt noch ganz geheim und ganz frisch, und du musst es echt für dich behalten, du, das mit Holger ist jetzt endgültig aus.“
Hui dachte ich so bei mir. Auf einen Quadratmeter 5 Fahrgäste und meine neue Mitfahrerin ist munter am plappern. „Nächster Halt Schlump“. Es gab einen Sitzplatz mir gegenüber und somit mehr Komfort zum Telefonieren.
„Ja seit letzter Nacht bin ich mit Stefan zusammen, Du ich muss Dir sagen, diese Nacht war der Traum. Aber bitte behalte es für dich du der Holger dreht bestimmt komplett durch ist doch seine Mutter so schwer krank und in der Firma läuft es auch nicht so gut bei ihm und seinen Mietanteil hat er jetzt schon 6 Wochen nicht bezahlt du wenn er jetzt auch noch aus der Wohnung raus muss das gibt Stress“ kam von meinem Gegenüber ohne Punkt und Komma.
Wie soll ich mich verhalten? Weghören geht nicht. Och waren das Zeiten als mir irgendein Kuddel gegenüber saß, sein Bier trank und mir erzählt hat, dass er wieder einen Scheißtag hatte. Aber so muss ich mir anhören, dass mein Gegenüber am Wochenende mit Stefan zu Ikea will und ein neues "kuscheliges" Bett kaufen.
Tja Plappermäulchen musste aussteigen und es kehrte Ruhe ein. Zurück blieben viele Mitfahrer in der Gewissheit sich wohl wieder mal strafbar gemacht zu haben. Spricht doch das Gesetz zur Wahrung des Telekommunikationsgeheimnis ein Verbot des unbefugten Abhörens aus.
Man was waren das für Zeiten als wir noch für die Privatsphäre demonstriert hatten, vor Big Brother und George Orwells Visionen gewarnt hatten und wir in kleinen gelben verglasten Zellen ein Stück Privatsphäre beim Telefonieren für uns reklamierten.

Dienstag, 19. Juni 2012

Virtuell oder real

So da ist er nun. Unter dem Titel "Wolli's Gedankenspiele", möchte ich Euch an meinen Gedanken teilhaben lassen.
So oft beschäftigen mich Dinge, die sich im Kopf einnisten und einfach mal raus müssen.
Ich erspare mir die Couch beim Analytiker und schreibe meine Gedanken einfach in das Datennirvana, in der Hoffnung, sie finden den Weg zu der einen oder anderen Person, die es interessiert.

Neulich lernte ich Jemanden kennen, mit dem ich mein Fotohobby teile.
Die erste Frage war "Bist Du auch aus der Fotocommunity?"
Schwierige Frage an einen schwierigen Charakter. "Nein, ich bin nicht aus der Fotocommunity. Ich bin ein real existierender Mensch."
Arroganz, Überheblichkeit oder einfach nur der Wunsch als realer Mensch wahrgenommen zu werden?
Was waren das für Zeiten als es noch Freunde gab. Wir konnten direkt miteinander reden und Spaß haben. Gefühle konnte man uns direkt ansehen.
Heute gibt es Buddies und Emoticons zeigen unsere Laune an. Will, oder muß ich Dampf ablassen wurde es auch mal lauter, und nach einem Donnerwetter war die Luft auch wieder rein. Aber wie soll das reinigende Gewitter mit dumpf dreinschauenden Smileys für Klärung sorgen?

Ja meine Bilder sind auch in der Fotocommunity, dieser riesigen Internetcommunity von Fotofreunden, zu finden, aber ich nicht.
Ich freue mich immer wieder wenn ich Bekanntschaften aus dem Internet im wirklichen Leben kennen lerne, denn ich bin real existierend, und ich würde mir wieder mehr Menschlichkeit, als zu viele Nullen und Einsen, wünschen.