Der Inhalt der Angler Revue interessiert mich kein bisschen. Deswegen kaufe ich dieses Magazin nicht, bin aber dem Verlag nicht böse und habe Verständnis für alle Angler die diese Zeitschrift geradezu verehren.
So ähnlich sollte es Lesern von meinem Blog „Wolli’s
Gedankenspiele“ gehen. Es wird keiner zum Lesen genötigt, aber ich freue mich
über jeden, der diesen Geschichten folgt.
Um das folgen von Geschichten geht es mir heute.
Neulich musste ich zu einem Termin mit der U-Bahn in die
Innenstadt fahren. Zur besten Berufsverkehrszeit war der Wagen um mich herum
gut gefüllt. Da ich nicht oft Bahn fahre, schaue ich mir gerne Menschen an. Die
junge Auszubildende liest in Ihrem Buch, der Handwerker liest in seiner
Morgenpost und der Banker schaut in den Wirtschaftsteil der Welt – alle
erfüllen die allgemeinhin bekannten Klischees.
„Zurückbleiben bitte“ – und Aufregung an der Tür reißen mich
aus meinen Beobachtungen. 22 Jahre, weiblich, Umhängetasche über der Schulter,
gut gefüllte Shopper Bag in der einen und Kaffee zum Mitnehmen in der anderen
Hand. „Hoch zum Glück gerade noch geschafft“ wurde in den Wagen reingemurmelt
und schon machte sie einen Satz durch den gerade anfahrenden Zug. Erst mal die
diversen Taschen unter ständigem hin und herwechseln des Kaffeebechers und
festhalten an der Haltestange gerichtet. Aufgeregtes umschauen im Wagen,
Stressfalten , aber kein Platz frei, das genervte Gesicht spricht Bände. Das
Klischee wurde hier wieder mal voll erfüllt – dachte ich so und wollte wieder
meinen Gedanken nachhängen, als plötzlich Karell Gott durch den Zug schalte und
sein Maja Lied zum Besten gab. Bei meiner neuen, so gestressten, Mitreisenden
klingelte, oder besser musikte, das Mobiltelefon. Die Augen sprachen Bände.
Alle Hände beschäftigt mit Tasche tragen, Becher halten und Haltestange
umklammern aber es klappte doch – „ja Marlies“ keuchte sie in ihr Telefon.
„Schön, dass du anrufst. Du ich muss dir unbedingt erzählen,
es ist echt noch ganz geheim und ganz frisch, und du musst es echt für dich
behalten, du, das mit Holger ist jetzt endgültig aus.“
Hui dachte ich so bei mir. Auf einen Quadratmeter 5
Fahrgäste und meine neue Mitfahrerin ist munter am plappern. „Nächster Halt
Schlump“. Es gab einen Sitzplatz mir gegenüber und somit mehr Komfort zum
Telefonieren.
„Ja seit letzter Nacht bin ich mit Stefan zusammen, Du ich
muss Dir sagen, diese Nacht war der Traum. Aber bitte behalte es für dich du
der Holger dreht bestimmt komplett durch ist doch seine Mutter so schwer krank
und in der Firma läuft es auch nicht so gut bei ihm und seinen Mietanteil hat
er jetzt schon 6 Wochen nicht bezahlt du wenn er jetzt auch noch aus der
Wohnung raus muss das gibt Stress“ kam von meinem Gegenüber ohne Punkt und
Komma.
Wie soll ich mich verhalten? Weghören geht nicht. Och waren
das Zeiten als mir irgendein Kuddel gegenüber saß, sein Bier trank und mir
erzählt hat, dass er wieder einen Scheißtag hatte. Aber so muss ich mir anhören, dass mein Gegenüber am Wochenende mit Stefan zu Ikea will und ein neues "kuscheliges" Bett kaufen.
Tja Plappermäulchen musste aussteigen und es kehrte Ruhe
ein. Zurück blieben viele Mitfahrer in der Gewissheit sich wohl
wieder mal strafbar gemacht zu haben. Spricht doch das Gesetz zur Wahrung des Telekommunikationsgeheimnis
ein Verbot des unbefugten Abhörens aus.
Man was waren das für Zeiten als wir
noch für die Privatsphäre demonstriert hatten, vor Big Brother und George
Orwells Visionen gewarnt hatten und wir in kleinen gelben verglasten Zellen
ein Stück Privatsphäre beim Telefonieren für uns reklamierten.